Die Werksbahnen der PreussenElektra, Wölfersheim

Von Andreas Christopher

Die PreussenElektra betrieb in Wölfersheim ein Braunkohlekraftwerk. Hier diente eine elektrische Grubenbahn dem Kohlentransport aus den umliegenden Kohlengruben (seit 1961 nur noch Tagebau) zum Kraftwerk sowie dem Aschentransport zurück in bereits ausgebeutete Teile der Tagebaue.

Abraumtransport wurde in Wölfersheim nicht über die Schiene abgewickelt. Die Grubenbahn in Wölfersheim hatte, im Gegensatz etwa zu Borken, ausschließlich 900 mm Spurweite. In Wölfersheim zeichnete sich schon vor Jahren die Erschöpfung der rentabel abbaubaren Braunkohlenvorräte ab, so daß seit 1981 nur noch einer der drei Kraftwerksblöcke in Betrieb stand; ein zweiter diente als Reserve. Seitdem betrug die jährliche Fördermenge noch 800.000 t Kohle.

Seit der Stillegung des Tagebaus Utphe im März 1984, welcher mit einer neun Kilometer langen, von Wölfersheim aus nach Norden führenden Strecke erschlossen war, wurde nur noch eine 6,3 Kilometer lange südliche Strecke bis zum Verladebunker bei Reichelsheim betrieben. Vom Tagebau VII bei Dorn-Assenheim gelangte die Kohle durch Bandanlagen hierher.

Asche wurde im alten Tagebau Heuchelheim verkippt, die Kippe lag auf halbem Wege an der Strecke nach Reichelsheim und wurde mittels eines Gleisdreiecks erreicht. Die Kohlenzüge - gezogen von den Krupp-Elloks - bestanden aus je sechs Sattelbodenwagen mit 28 bzw. 35 cbm Inhalt, während die Aschezüge (4 Wagen à 16 cbm Inhalt) von den Henschel-Oldtimern befördert wurden. Insgesamt waren 35 Kohle- und 21 Aschewagen vorhanden.

Der Kohlenverkehr lief in aller Regel nur an Vormittagen, während Aschezüge den ganzen Tag über zu sehen waren. Die Krupp-Diesellok diente ausschließlich für Arbeitszugeinsätze. Nach Erschöpfung des Tagebaus Dorn-Assenheim wurde der Kohleabbau zum 30.09.1991 eingestellt und das Kraftwerk nach Aufbrauchen der auf Halde liegenden Kohlenbestände Ende Oktober abgeschaltet. Noch während der laufenden Ascheabfuhr begann man Anfang Oktober mit dem Gleisrückbau, zunächst zwischen dem Verladebunker Reichelsheim und der Aschehalde.

Anfang 1992 wurden die Elloks bis auf drei Exemplare verschrottet; Lok 3 wurde inzwischen mit Wagen als Denkmal am Bahnhof Weckesheim aufgestellt, ebenso die Loks 2 und 5 am Bahnhof Wölfersheim. Die zuletzt vorhandene Diesellok 8 fand bei der Märkischen Museumsbahn in Plettenberg eine neue Heimat.

Früher vorhandene Dampflokomotiven sind in der Liste nicht berücksichtigt. Die normalspurige Diesellok war auf der Anschlußbahn des Kraftwerkes im Einsatz.

Wer sich näher für den Braunkohlebergbau der Wetterau interessiert, dem sei das Buch "Der hessische Braunkohlenbergbau und seine Bahnen" (mit vollständiger Lokliste auch der Dampflokomotiven) empfohlen.

Lokliste der PreussenElektra, Wölfersheim

N
1   B-dm  Hen    2228/54  Bdm DG 26, 30 PS, 17 t, nach 1993 an Nordhessisches Braunkohlenmuseum, Borken

900 mm
1   Boe   Krupp-AEG    3389-7315/1954  360 kW, 30 t, 45 km/h, neu an HEFRAG, WÖLFERSHEIM, ++ 1992
2   Boe   Krupp-AEG    3390-7316/1954  360 kW, 30 t, 45 km/h, neu an HEFRAG, WÖLFERSHEIM/
                                       1993 in Wölfersheim als Denkmal aufgestellt, 02vh
3   Boe   Krupp-AEG    3679-7498/1957  360 kW, 30 t, 45 km/h, neu an PREUSSEN-ELEKTRA/HEFRAG, WÖLFERSHEIM/
                                       1992 in Reichelsheim-Weckesheim als Denkmal aufgestellt, 02vh
4   Boe   Krupp-AEG    4463-8161/1962  360 kW, 30 t, 45 km/h, neu an PREUSSEN-ELEKTRA, ++ 1992
5   Boe   Hen-SSW     20333-1986/1924  172 kW, 24 t, neu an RODDERGRUBE (1)/ Rheinische Braunkohlenwerke (1055)/
                                       1964 an PreussenElektra, Wölfersheim/
                                       1993 in Wölfersheim als Denkmal aufgestellt, 02vh
6   Boe   Hen-SSW     20334-1987/1924  172 kW, 24 t, neu an RODDERGRUBE (2)/ Rheinische Braunkohlenwerke (1056)/
                                       1964 an PreussenElektra, Wölfersheim, ++ 1992
7   Boe   Hen-SSW     20335-1988/1924  172 kW, 24 t, neu an RODDERGRUBE (3)/ Rheinische Braunkohlenwerke (1057)/
                                       1964 an PreussenElektra, Wölfersheim, ++ 1992
8   B-dh  Krupp             3818/1957  200 PS, 24 t, 32 km/h neu an BRAUNKOHLENINDUSTRIE ZUKUNFT (10)/
                                       Rheinische Braunkohlenwerke (172)/
                                       1972 an PreussenElektra, Wölfersheim/
                                       1992 an Märkische Museumsbahn, Plettenberg
    B-dh  Krupp             3819/1957  200 PS, 24 t, 32 km/h neu an BRAUNKOHLENINDUSTRIE ZUKUNFT (11)/
                                       Rheinische Braunkohlenwerke (173)/
                                       1972 an PreussenElektra, Wölfersheim [Ers.Sp], ++ nach 1973

Zwischen den Dieselloks Krupp 3818/1957 und dem Ersatzteilspender Krupp 3819/1957 wurden wiederholt Teile ausgetauscht. Daher ist die Fabriknummernzuordnung der in Plettenberg befindlichen Lok unklar

Quellen:
Christopher, Der hessische Braunkohlenbergbau und seine Bahnen, 2. Aufl., Biebertal 1993
Barth/Christopher, Feldbahnen in Hessen, Niedernhausen 1992

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