Die Werksbahnen der Taunus-Quarzit-Werke GmbH

Von Andreas Christopher
 

In der Flur "Steinerne Wand" der Gemarkung Köppern lag ein mit großen Felsblöcken und knorrigem Niederholz bestandener Berghang. Im Jahre 1899 beauftragte man die königliche mechanisch-technische Versuchsanstalt in Berlin mit Untersuchungen des anstehenden Gesteins auf Druckfestigkeit, Wasseraufnahme, Frostbeständigkeit usw. Diese Untersuchungen waren äußerst positiv, so daß noch im selben Jahr mit den Aufschließungsarbeiten für einen Quarzitbruch begonnen wurde und am 8.12.1899 die Taunus-Quarzit-Werke gegründet wurden. Ein Schotterwerk mit Nebengebäuden wurde errichtet und gleichzeitig ein Anschlußgleis von zunächst etwa 150 m Länge zum Bahnhof Saalburg und eine 600 mm Transportbahn von 400 m Länge angelegt. Der Absatz lief gut an, so daß bereits 1905 mit dem Bau eines weiteren Schotterwerkes begonnen wurde, welches jedoch nur von 1906 bis 1914 in Betrieb war. Das gebrochenen Gestein wurde zunächst vorwiegend als Bahnschotter verwendet.

Nach Kriegsende ging das Quarzitwerk in den Besitz der Familie Bähr über, welche den Betrieb modernisierte. Das Werk wurde für eine Jahresleistung von 100.000 Tonnen umgebaut und u.a. mit einem Silo von etwa 30 Güterwagen Fassungsvermögen, pneumatischen Bohranlagen, Steinmehlgewinnung usw. versehen. Außerdem wurde eine neue Förderbahn nach der über 100 m langen und 4 m hohen Verladebühne geführt, welche an der nun auf 450 Meter verlängerten Anschlußbahn errichtet wurde. Mitte der zwanziger Jahre waren drei Brüche auf zwei Terrassen von etwa 14 m und 20 m Höhe mit etwa 20 Gleisen in Betrieb. Zwei Bremsberge und etwa 3.500 m Feldbahngleis verbanden sämtliche Anlagen untereinander, und es waren etwa 120 Arbeiter beschäftigt.

In den fünfziger Jahren waren im Werk bis zu 150 Arbeiter beschäftigt und es wurden bis zu 200 Schotterwagen pro Woche aus dem Gleisanschluß abgefahren. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Taunus-Hartquarzit ein immer begehrterer Rohstoff auf dem Bausektor und wurde im Beton- und Straßenbau, als Edelputz sowie als Hochofen-Auskleidung verwendet. In den siebziger Jahren war das Werk die größte Quarzitförderung Europas, neben dem Werk Saalburg wurde ein zweiter Bruch bei Rosbach v.d.H. betrieben.

Im Jahre 1989 ging das Werk aus dem Besitz der Familie Bähr auf den Readymix-Konzern über und wird seitdem von deren Büro in Heuchelheim aus verwaltet. Das Abbaugebiet ist heute 20 ha groß, die arbeitstägliche Förderung beträgt rund 4000 Tonnen Quarzit. Heute sorgen nur noch 15 Mitarbeiter für einen reibungslosen Betrieb, wobei die Abfuhr des Materials ausschließlich auf der Straße erfolgt.

Die Anschlußbahn hatte in ihren besten Zeiten mit Zustell- und Abholgleisen eine Gesamtgleislänge von 2,4 Kilometern. Sie war mit Gleichstrom elektrifiziert und wurde von einer etwas merkwürdig aussehenden Ellok mit Stangenstromabnehmer bedient. Seit den sechziger Jahren kamen dann nacheinander mehrere Kleinloks der Lg I ex DB zum Einsatz. Das Gleis liegt noch teilweise überwuchert und auf rund 500 Metern Länge an alten Rampen entlangführend bis zu einem Verladebunker, der schon seit ca. 15 Jahren nicht mehr genutzt wird. Um 1985 wurde am Beginn der Anschlußbahn eine neue, kleine Verladeanlage errichtet und das restliche Anschlußgleis aufgegeben. Seit Anfang 1996 wird kein Quarzit mehr verladen und die zuletzt vorhandene Werkslok wurde verkauft, die ersten Meter des Anschlußgleises werden aber von der Taunusbahn noch zeitweise zum Hinterstellen einzelner Güterwagen genutzt.

Im Steinbruch lagen früher kilometerlange Schmalspurgleise, die mit Diesellokomotiven befahren wurden. Auf alten Aufnahmen sind Diesellokomotiven der Type HF50B zu sehen. Ab 1960 besorgten drei Dieselloks nur noch den Verkehr in den Verbindungsstollen, bis schließlich um etwa 1970 das Rohmaterial ausschließlich per LKW und Förderbändern zu den Verkleinerungs- und Verarbeitungsanlagen gebracht wurde. Ergänzende Angaben zu den auf der Feldbahn eingesetzten Dieselloks sind sehr willkommen, da die 600 mm-Lokliste unvollständig ist.
 

Lokliste der Taunus-Quarzit-Werke

N
    Bo-e  ?               ++ um 1970
    B-dm  Gmdr   1170/35  1964 ex DB Kö 0127, ++ um 1971
    B-dm  Gmdr   1261/35  1971 ex DB 311 212, ++ um 1979
1   B-dm  Gmdr   1621/36  1975 ex DB 311 260,
                          1996 an IG Industriekultur und Verkehr, Nürnberg

600 mm
    B-dm  Deutz 46807/48  MAH914G (LV)
    B-dm  Diema  1289/47  DS22 (LV), später an Casseler Basalt-Industrie
    B-dm  Diema  1290/47  DS22 (LV)
 
 

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