In Gernsheim am Rhein, an der DB-Hauptstrecke Frankfurt - Mannheim gelegen, sowie in der Nachbargemeinde Biebesheim, gibt es eine Anzahl von normalspurigen Industriebahnen. Über diese soll nachfolgend berichtet werden. Dem Eisenbahnfreund wird der Besuch am Vormittag empfohlen, da dann der meiste Betrieb herrscht.
Gernsheimer Hafenbetriebsgesellschaft mbH., Gernsheim
Der Gernsheimer Rheinhafen liegt bei Rhein-km 462. Es ist ein Hafenbecken sowie eine Flußhafenstrecke vorhanden. Für die Anbindung des Rheinhafens existiert eine Hafenbahn mit einem Gleisnetz von 1,88 km. Für den Rangierdienst innerhalb des Hafens kommt eine eigene Diesellokomotive zum Einsatz, während eine DB-Kleinlok die Güterwagen bis zum Hafen bringt und sie dort wieder abholt.
Bis zum Jahre 1995 wurde auf der Hafenbahn
eine alte Deutz OMZ122 eingesetzt, die dann an die Deutsche Museums-Eisenbahn
in Darmstadt abgegeben wurde. Seitdem steht eine Krupp-Diesellok im Einsatz.
Da der alte Lokschuppen für die neue Diesellok zu klein ist, steht
die Lok stets frei zugänglich im Hafen, wenn sie nicht gerade rangiert.
Das Güteraufkommen der Hafenbahn
ist recht gering, da kaum noch Umschlag zwischen Schiff und Schiene stattfindet.
1993 wurde zwar ein großer Containerkran in Betrieb genommen, die
Container werden jedoch zwischen Schiff und Straße umgeschlagen.
Neben-anschließer ist die Firma Klöckner-Chemie, die regelmäßig
Kesselwagen erhält.
Lokliste (1435 mm):
B-dm Deutz
36831/40 OMZ122R, gel. Wehrkreisverw. 9, Kassel, für Heeresbauamt
2, Gießen/
an DB (Kö 1002)/
1951 an Gernsheimer Hafenbetrieb GmbH/
1995 an Deutsche Museums-Eisenbahn, Darmstadt
B-dh Krupp
4139/61 230 PS, gel. Friedrich Krupp Maschinen- und Stahlbau, Rheinhausen/
Krupp-Industrietechnik, Duisburg-Rheinhausen/
1995 an Gernsheimer Hafenbetrieb GmbH, Gernsheim
Silinwerk van Baerle & Co. GmbH, Gernsheim
Silin (Wasserglas) ist ein chemisches Vorprodukt, welches u.a. in der Farbenindustrie als Grundstoff verwendet wird. Das Silinwerk van Baerle ist die älteste Wasserglasfabrik Deutschlands.
Eine eigene Werksbahn stellt den Anschluß zur DB einerseits und die Anbindung des eigenen kleinen Rheinhafens andererseits her. Im Hafen werden chemische Grundstoffe für die Silinproduktion umgeschlagen, mit einem Kran in altertümliche Selbstentladenwagen gefüllt und anschließend von der Werkslok in das Werk gefahren. Hierzu muß die stark befahrene Bundesstraße 44 gekreuzt werden.
Auf der Rückseite des Werkes liegt der Anschluß zur DB, aber auch die Werkslok der benachbarten Firma Merck kommt hierher, um Kesselwagen mit flüssigem Silin abzuholen.
Eisenbahnfreunde werden vom betagten Werkschef nicht gerne gesehen. Aus diesem Grund ist auch nicht genau bekannt, welche der zuletzt beschafften ex DB-Kleinloks zur Zeit im Einsatz ist. Der frühere Lokpark der Werksbahn war recht vielfältig ebenso wie der Wagenpark. Eine große Anzahl alter, teilweise seit Jahrzehnten abgestellter Güterwagen ist noch vorhanden und mittlerweile mit Gestrüpp total zugewuchert, sicher wären auch interessante Fahrzeuge für Museumsbahnen dabei.
Lokliste (1435 mm):
B-dm Breuer (3001?)/48
Typ V, v/v (LV)
B-dh SCHÖMA
2859/66 CFL-60 DHR, 68 PS, 14 t, neu, 81iE, abg.
B-dh Gmdr
4818/54 gel. DB (Köf 6189/ 323 528), + 30.12.82 BW Ulm/
1984 an van Baerle, ++
B-dh Gmdr
4979/57 gel. DB (Köf 6279/ 323 596), + 30.12.87 BW Darmstadt/
1990 an van Baerle
B-dh Jung
13219/60 gel. DB (Köf 6781/ 323 851), + 31.10.90 BW Mannheim/
an van Baerle
E. Merck AG, Werk Gernsheim, Gernsheim
Die bekannte Chemiefirma mit Hauptsitz in Darmstadt betreibt seit 1949 ein Zweigwerk in Gernsheim, teilweise liegt das Werk bereits auf Biebesheimer Gemarkung. Bei dem Werk handelt es sich um eine ehemalige Zuckerfabrik, die 1949 zunächst gepachtet und 1954 erworben wurde.
Auf den recht umfangreichen Gleisanlagen innerhalb des Betriebsgeländes wird eine Werkslok eingesetzt. Früher war dies eine blau, später orange lackierte SCHÖMA-Lok, die 1997 von einer orange gestrichenen Lok aus Mosbacher Produktion abgelöst wurde. Die Gmeinder-Lok ist mit Funkfernsteuerung ausgerüstet. Außerdem ist als Betriebsreserve noch ein schienengängiger Unimog vorhanden.
Die Werkslok wird im Übergabeverkehr zur DB eingesetzt, besorgt aber auch den Wagenaustausch mit dem benachbarten Silinwerk van Baerle.
Früher gab es auch eine Schmalspurbahn.
Zumindest im Jahre 1981 waren am Rheinufer noch Schmalspurgleise zu sehen.
Der Lokomotivbetrieb im Merck-Stammwerk
in Darmstadt wurde übrigens 1997 aufgegeben. Dort werden nun Zweiwegefahrzeuge
des französischen Herstellers Zephir eingesetzt.
Lokliste (1435 mm):
8 B-dh SCHÖMA
2109/59 CFL-120 DBR, 119 PS, 18 t, neu/
1997 an Lokhändler in Mannheim (Rail-Impex Scheurich?)
11 B-dh Gmdr
5624/82 D25B, 250 PS, FFS, gel. an ?/
1990 üb. NEWAG an E. Merck AG, Darmstadt (11)/
1997 an E. Merck AG, Werk Gernsheim
Hessische Industriemüll GmbH, Biebesheim
Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) ist in Hessen zuständig für die Verbrennung von giftigen Abfallstoffen aus der Industrieproduktion, die anderweitig nicht entsorgt werden können.
Das Werk liegt an einem vom Bahnhof Biebesheim ausgehenden Industriestammgleis. Für den Rangierverkehr innerhalb des Werksgeländes wird eine Werkslok eingesetzt.
Lokliste (1435 mm):
B-dh Gmdr 4862/55
gel. DB (Köf 6232/ 323540), + 29.12.83 BW Nürnberg Rbf/
11.1984 an HIM (Köf 0001), 93vh/
06.1999 an Pacton, Radevormwald
AK-Chemie GmbH & Co, Biebesheim
Am Endpunkt des vom Bahnhof Biebesheim ausgehenden, etwa 2,5 km langen Industriestammgleises lag das Chemiewerk der AK-Chemie. Im Werksgelände wurde eine kleine, rote O&K-Diesellok eingesetzt.
Anfang der neunziger Jahre wurde die Produktion eingestellt. Bei einem Besuch im Jahre 1993 wurden die Werksanlagen gerade demontiert. Inzwischen sind alle Anlagen abgebaut, nur die Bürogebäude werden noch von der HIM genutzt. Das ehemalige Werksgelände dient als Er-weiterungsgelände der HIM. Die Werkslok ist nach wie vor vorhanden, jedoch offensichtlich bereits lange Zeit nicht mehr bewegt worden.
Lokliste (1435 mm):
1 B-dm O&K
26559/66 MV3, gel. AK-Chemie Wiesbaden, Werk Biebesheim, 98vh
Wellpappenwerk Biebesheim GmbH & Co., Biebesheim
Das Werk liegt gegenüber dem Bahnhof
Biebesheim am Beginn des Industriestammgleises. Hier wird ein schienengängiger
Unimog eingesetzt.